Die Erschließung, Erforschung und Vermittlung des Wirkens und der wissenschaftlichen Leistung des Rechenmeisters Adam Ries ist eine der Hauptaufgaben des Vereins.
Forschung zum Leben des Rechenmeisters Adam Ries
Annaberg nahm bei der Erforschung und Bewahrung des Erbes von Adam Ries schon immer einen besonderen Platz ein. Noch um 1850 war über Leben und Wirken des Rechenmeisters und sächsischen Bergbeamten nahezu nichts bekannt ˗ nur die Redewendung „Das macht nach Adam Ries(e) …“ hatte sich erhalten. Mit einem Bericht aus dem Jahre 1855 rückte der Annaberger Gymnasialprofessor Bruno Berlet (1825-1892) Adam Ries wieder ins Blickfeld der Öffentlichkeit.
Auch die Erkenntnis, dass Ries´ Geburtsort Staffelstein ist, verdanken wir Berlets Recherchen.
In Vorbereitung des 500. Geburtstages des Rechenmeisters 1992 wurden die Forschungen zu seinem Leben und Wirken intensiviert.
Mit der Gründung des Adam-Ries-Bundes 1991 erfolgte eine gezielte und koordinierte Sichtung, Überprüfung und Auswertung aller Quellen. Es konnten nach und nach neue Primärquellen gefunden und Irrtümer berichtigt werden.
Der aktualisierte Forschungsstand wurde am 30.03.2009 – anlässlich des 450. Todestages von Adam Ries – mit der Publikation „Quellen zu Adam Ries“, dem Band 1 der Reihe „Quellen zum Leben und Wirken Adam Ries’ und seiner Söhne“, der Öffentlichkeit vorgestellt. Weitere Bände folgten.
Auf Grundlage der Quellen gab der Adam-Ries-Bund 2017 die Biografie „Adam Ries – Leben und Wirken des bedeutendsten deutschen Rechenmeisters“ von Bernd Rüdiger heraus.
Nachfahren des Rechenmeisters
Die Erforschung der Nachfahren des Rechenmeisters ist ein Hauptanliegen des Vereins.
Von Adam Ries sind acht Kinder bekannt: Adam, Abraham, Jacob, Isaak, Paul, Eva, Anna und Sybilla. Von seinen fünf Söhnen traten alle, bis auf Paul, in seine Fußstapfen. Der älteste Sohn Adam wurde Rechenmeister in Annaberg und Gegenschreiber in Wolkenstein. Sein zweiter Sohn Abraham folgte ihm in allen Ämtern nach, verfasste eine Coß und wurde kurfürstlich-sächsischer Hofarithmeticus. Jacob wurde Rechenmeister und Gegenschreiber. Isaak ließ ein Rechenbuch drucken und war Visierer in Leipzig.
Basierend auf dem Buch „Nachfahren des Rechenmeisters Adam Ries“ von Willy Roch, der 1967 ca. 3.200 Nachkommen erfasst hatte, wurde mit der Gründung des Adam-Ries-Bundes die Forschung intensiviert.
Erstes großes Nachfahrentreffen 1992
So konnte 1997 in der Publikation „Das neue Adam-Ries-Nachfahrenbuch“ bereits auf ca. 13.000 Nachkommen verwiesen werden.
Die Nachfahrenforschung wird im Genealogischen Kabinett koordiniert. In einer Datenbank sind gegenwärtig 40.776 Personen erfasst, davon 27.506 Nachfahren des Rechenmeisters.
Die Werke des Rechenmeisters
Folgende gedruckten Werke von Adam Ries sind bekannt:
- 1. Rechenbuch 1518 verfasst „Rechnung auff der Linihen…“,
- 2. Rechenbuch erstmals 1522 gedruckt „Rechenung auff der Linien vnnd Federn…“,
- 3. Rechenbuch 1550 gedruckt „Rechnung nach der lenge…“, „Practica“ genannt,
- „Annaberger Brotordnung“ 1533 erstellt.
Hinzu kommt die Coß, seine algebraische Handschrift, die er und seine Söhne nicht zum Druck bringen konnten.
Bereits 1959 und 1961 hatten die beiden Adam-Ries-Forscher Willy Roch und Fritz Deubner unabhängig voneinander Übersichten der gedruckten Werke von Adam Ries veröffentlicht.
Seit der Gründung des Adam-Ries-Bundes 1991 und den Vorbereitungen zum 500. Geburtstag von Adam Ries 1992 erfolgte eine intensive Beschäftigung mit Leben und Werk des bekanntesten deutschen Rechenmeisters. So konnte 1996 ein Verzeichnis der Drucke von Adam Ries erstellt und 1997 publiziert werden. Jedoch war es auch dabei nicht möglich, alle (bekannten) Drucke zu erfassen und zu überprüfen.
Durch die verstärkte Erfassung der Drucke der frühen Neuzeit in Datenbanken von Bibliotheken, Archiven, Museen, im VD 16 und VD 17 sowie nach der Digitalisierung der Werke, liegt heute eine wesentlich umfangreichere und zudem gesicherte Datenbasis vor. Außerdem sind immer mehr Ausgaben online verfügbar. Nach den Anfragen des Adam-Ries-Bundes in den letzten Jahren stellten auch viele Bibliotheken die Einträge zu Adam Ries in den Katalogen online.
Außerdem gingen im Adam-Ries-Haus viele Hinweise zu Drucken der Rechenbücher von Adam Ries ein. Das Adam-Ries-Museum konnte verschiedene Exemplare erwerben. Hinzu kommen über 20 Jahre intensiver Forschung. Die aktuellen Forschungsergebnisse wurden in „Die gedruckten Bücher von Adam und Isaak Ries“ publiziert.
Rechenmeister der frühen Neuzeit
Anlässlich des 500. Geburtstages von Adam Ries fand 1992 in Annaberg-Buchholz das vom Adam-Ries-Bund organisierte wissenschaftliche Kolloquium „Adam Ries – Humanist, Rechenmeister, Bergbeamter“ statt. Diesem folgte 1993 ein weiteres mit dem Thema „100 Jahre Adam-Ries-Denkmal Annaberg-Buchholz“. Um noch eingehender zu untersuchen, warum gerade Adam Ries im Volksmund weiterlebt, während seine Rechenmeisterkollegen teilweise nicht mehr bekannt sind, wurde 1996 eine Reihe von Kolloquien gestartet, wobei sich im dreijährigen Abstand Wissenschaftler im Frühjahr in Annaberg-Buchholz treffen, um neueste Forschungsergebnisse zu Rechenmeistern und Cossisten der frühen Neuzeit auszutauschen.
Somit entwickelte sich der Adam-Ries-Bund zum Veranstalter internationaler wissenschaftlicher Kolloquien und zur Koordinierungsstelle der Erforschung der Rechenmeister der frühen Neuzeit.
Das nächste Kolloquium „Rechenkunst und Mathematik in der frühen Neuzeit“ ist für den 21.–23. April 2023 in der Berg- und Adam-Ries-Stadt Annaberg-Buchholz geplant.
Bisherige Kolloquien zu Rechenmeistern der frühen Neuzeit:
- 2020: Die Entwicklung der Mathematik in der frühen Neuzeit vom 24.-26. April (ausgefallen und auf 2021 verschoben und dann abgesagt)
- 2017: Rechenmeister und Mathematiker der frühen Neuzeit vom 21.-23. April
- 2014: Arithmetik, Geometrie und Algebra in der frühen Neuzeit vom 11.-13.April
- 2011: Kaufmanns-Rechenbücher und mathematische Schriften der frühen Neuzeit vom 15.-17. April
- 2008: Visier- und Rechenbücher der frühen Neuzeit
- 2005: Arithmetische und algebraische Schriften der frühen Neuzeit
- 2002: Verfasser und Herausgeber mathematische Texte der frühen Neuzeit
- 1999: Rechenbücher und mathematische Texte der frühen Neuzeit
- 1996: Rechenmeister und Cossisten der frühen Neuzeit
- 1993: 100 Jahre Adam-Ries-Denkmal
- 1992: Adam Ries – Humanist, Rechenmeister und Bergbeamter
Seit 1992 wurden die Kolloquien gemeinsam mit der Stadt Annaberg-Buchholz organisiert, bis 1999 ebenfalls mit der Technischen Universität Bergakademie Freiberg und ab 2002 mit der Fakultät für Mathematik der Technischen Universität Chemnitz. Seit 1999 gehört das Landratsamt Annaberg (jetzt Landratsamt Erzgebirgskreis) zu den Mitorganisatoren.
Weiterhin wurden folgende Kolloquien organisiert:
Zu den Kolloquien sind Tagungsbände erschienen.