„Rechnung nach der lenge…“, „Practica“ genannt
3. Rechenbuch von 1550 in der Schatzkammer der Rechenkunst im Adam-Ries-Museum
Das dritte, große Rechenbuch, wurde 1550 in Leipzig gedruckt und umfasst 200 Blatt. Das Titelblatt ziert das einzig bekannte Bildnis des Rechenmeisters. Die Umschrift des Holzschnitts gibt zudem einen Hinweis auf das Geburtsjahr: „ANNO 1550 ADAM RIES SEINS ALTERS IM LVIII“, ist hier vermerkt. Somit muss Ries, bei Herausgabe des Buches 58-jährig, also um 1492 geboren sein.
Ries behandelt zunächst das Linienrechnen ausführlich („nach der lenge“), da er es für die Jugend sowie für das Erlernen des Zählens und der einfachen Rechenoperationen für wichtig erachtet. Er behandelt es in 217 praktischen Aufgaben. Mit dem Credo seines Schaffens, dem Hinweis, dass der Leser „… mit lust vnd frölichkeit begreiffen müge“, schließt Ries das erste Kapitel.
Danach werden die Grundrechenarten erklärt und anhand der bereits beim Linienrechnen behandelten Exempel das schriftliche Rechnen ausführlich behandelt.
Der Abschnitt zur Practica beginnt mit dem Hinweis, die vier Grundrechenarten mit Fleiß zu erlernen. Ebenso solle man zuerst die Münzen und Gewichte seines Ortes erforschen. Nach praktischen Beispielen mit den unterschiedlichsten Waren, den verschiedensten Orten sowie den dort geltenden Maßen und Gewichten folgen Silber- und Goldrechnung sowie die Herstellung von Münzen durch den Münzmeister. Den Abschluss bilden Gesellschaftsrechnung, Mischung, Stich („Das ist so man wahr vmb wahr gibt“) und Regula falsi.
Im letzten Kapitel wendet sich Ries dem Visieren zu, welches für die Bestimmung des Inhalts von Fässern von großer Bedeutung war. Hierzu wurde eine Visierrute oder ein Visierstab verwendet. Ries beschreibt das Herstellen der Visierrute, welche immer an die regional üblichen Einheiten für Hohlmaße gebunden war.
Eine Neuausgabe der „Practica“ von Adam Ries mit Korrekturen seines Sohnes Abraham erfolgte durch den Enkel Carolus 1611 in Wittenberg.